Die 22. Weltmeisterschaft im Fußball steht quasi schon vor der Tür. Ausnahmsweise findet sie allerdings nicht im Sommer statt, sondern aufgrund der hohen Temperaturen im Austragungsland Katar im Winter – zumindest jenem auf der Nordhalbkugel. Die meisten Teilnehmer stehen bereits fest, einzig einige letzte Länder, deren Nationalmannschaften in Katar dabei sein dürfen, müssen noch per Playoffs ermittelt werden. Dennoch hat die Gruppenauslosung bereits stattgefunden, sodass die qualifizierten Nationen größtenteils bereits wissen, welche Gegner sie erwarten.
Erstes arabisches WM-Maskottchen
Damit steht auch der Spielplan in weiten Teilen fest, der die 64 Partien dieser WM 2022 auf die acht Stadien in Katar verteilt. Noch nicht so viel länger ist bekannt, für welches Maskottchen sich die katarischen Ausrichter entschieden haben. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde es im Dezember 2021. Es heißt „La’eeb„, was so viel bedeutet wie „supertalentierter Spieler“. Wie sonst oft üblich bei der Gestaltung von Maskottchen ist „La’eeb“ aber keinem für das Ausrichterland typischem Tier nachempfunden. Es ist ein Fantasiewesen, das die typisch arabische Kopfbedeckung trägt, welche mit einer Kordel an der Stirn befestigt ist. Ein „Geist“, wie mancher nach der Vorstellung vermutete, soll „La’eeb“ jedoch nicht sein, sondern eher ein undefiniertes Wesen, das jeder selbst mit konkretem Leben füllen kann.
Übersicht über bisherige WM-Maskottchen
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Blick auf die bisherigen Maskottchen der Fußball-WM. 1966 bei der WM in England wurde ein solches erstmals verwendet, seitdem gab es zu jeder Endrunde ein oder gleich mehrere Maskottchen, wie beispielsweise bei der WM 2006 oder bei jener 2002 in Japan und Südkorea.
Den Auftakt macht aber eben jener „Willy“, wie jener englische Löwe, grafisch recht comic-artig dargestellt, getauft wurde. Den Gastgebern brachte er auch gleich das erwünschte Glück: Zum einzigen Mal wurde England bei einer Heim-WM Weltmeister. Und mit Willie als Maskottchen war eine Idee geboren, die von nun an etliche Sportveranstaltungen, nicht nur im Fußball, begleiten sollte. Von ihm wurden auch erstmals kleine Figuren, Aufkleber etc. verkauft, da Willie sich enormer Beliebtheit erfreute. Sprich: Auch rund um die WM als solche war das Merchandising geboren, zur großen Freude der Maskottchen Hersteller.
1970 folgte in Mexiko dann mit Juanito ein menschliches Maskottchen, genauer: ebenfalls eine Comicversion eines kleinen Jungen mit riesigem Sombrero sowie der grün-weiß-grünen Spielkleidung der Nationalmannschaft Mexikos. Bei der 1978 ebenfalls in Lateinamerika, nämlich in Argentinien, ausgetragenen WM wählte man genauso einen jungen Fußballer, der diesmal in den weiß-blauen Farben der Mannschaft Argentiniens gedresst war. Er wurde auf den Namen Gauchito, nach dem Spitznamen der Nationalmannschaft des Gastgebers, getauft. Die wiederum sind nach den Gauchos benannt, den Viehzüchtern in Argentinien. Also bekam Gauchito zusätzlich zur Fußballausrüstung auch noch deren typisches gelbes Halstuch und eine Peitsche in die Hand, was nichts an seiner niedlichen Erscheinung ändert.
Die beiden „deutschen“ Maskottchen
Genauer müsste die Zwischenüberschrift die „vier deutschen Maskottchen“ lauten. Denn bei beiden WM, die in Deutschland ausgetragen wurden, waren es jeweils zwei Maskottchen, die für dieses Turnier standen. Bei der WM 1974 gab es das Brüderpaar „Tip und Tap„, bei der WM 2006 waren es „Goleo IV“ und sein etwas in Vergessenheit geratener Sidekick „Pille“. Auch Tip und Tap gab es schon als Stofffiguren, als Rückspiegelanhänger, als Aufkleber und in zahlreichen anderen Variationen zu erwerben.
Nach der WM 1978 folgte bei der WM 1982 in Spanien erstmals kein Lebewesen als Vorbild für das WM-Maskottchen, sondern mit Naranjito eine vermenschlichte Orange, die das wichtigste Exportprodukt Spaniens darstell(t)en. Auch diese Orange erhielt Fußballschuhe und -kleidung, die in den Farben des Nationalteams von Spanien gehalten war. Davon inspiriert wählte man auch zur WM 1986 in Mexiko eine vermenschlichte Jalapeno, eine für Mexiko typische Frucht, als Maskottchen. Auch diese trug aber stilecht wieder einen großen Sombrero und – selbstverständlich – Fußballkleidung.
Experimentell 1990 in Italien
Bei der WM 1990 in Italien, bei der Deutschland seinen dritten WM-Titel gewann, ging man erstmals in den Bereich echter „Kunst“ über. Hier war das Maskottchen ein Strichmännchen, bestehend aus Blöcken in den italienischen Nationalfarben. Eine Premiere war dabei auch, dass man sich von Computer-artiger Gestaltung inspirieren ließ und man merkte, dass das Zeitalter der Computer auch in Fragen des Designs von Maskottchen angekommen war.
Während man für die beiden folgenden Weltmeisterschaften wieder zu comicartigen Figuren zurückkehrte – 1994 in den USA der Hund „Striker“ und 1998 in Frankreich der Hahn „Footix“ – gab es 2002 gleich drei Premieren. Erstmals fand eine WM in Asien statt, erstmals wurde sie von zwei Ländern, Japan und Südkorea, ausgerichtet. Und erstmals gab es nicht ein, nicht zwei, sondern drei Maskottchen: die drei Aliens Ato, Kaz und Nik, die aber auf wenig Gegenliebe stießen. Danach kehrte man für die Turniere 2010 in Südafrika („Zakumi“) und in Brasilien („Fuleco“) wieder zu stilisierten Tieren zurück. Ersterer war ein Leopard, Letzterer ein Gürteltier, jeweils typisch für das Austragungsland.
Tradition landestypischer Tiere
Als bislang letztes Maskottchen aktiv bei einer WM war „Zabivaka“, der russische Wolf, der die WM 2018 begleitete. Sein Name bedeutet „einen Treffer erzielen“, was der gastgebenden russischen Nationalmannschaft dann doch öfter gelang als von Experten erwartet. Nicht oft genug jedoch, um am Ende im eigenen Land Weltmeister zu werden – oder auch nur das Halbfinale zu erreichen. Das Aus kam im Viertelfinale gegen den späteren Vize-Weltmeister Kroatien. Zabivaka, der eine stylische Sportbrille trug und einen Schriftzug auf dem Shirt mit den simplen Worten „Russia 2018“ musste dann mitansehen, wie Frankreich den Titel bei „seinem“ Turnier gewann.